Auch Jugendliche müssen in Corona-Zeiten ihre Bedürfnisse hintanstellen – aber geht das überhaupt, und ist es gut?

In der Psychologie wird ein Bedürfnis definiert als Zustand oder Erleben eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch, ihn zu beheben. Bedürfnisse verändern sich im Lauf des Lebens, jede unserer Entwicklungsphasen bringt andere Aufgaben und auch Bedürfnisse mit sich. Die Entwicklungsphase Jugend beinhaltet konkrete Aufgaben, die erfüllt werden müssen, wenn eine glückliche Lebensentwicklung gelingen soll.

Die Haupt-Entwicklungsaufgaben der Jugendphase liegen im emotionalen und sozialen Bereich.

Die emotionale Unabhängigkeit von den Eltern steht an erster Stelle, wobei darunter eine Befreiung aus der kindlichen Abhängigkeit bei gleichzeitiger Entwicklung von Respekt und Zuneigung zu den Eltern zu verstehen ist.

Eine weitere wichtige Aufgabe für Jugendliche ist der Aufbau einer Identität. Damit ist gemeint, dass junge Menschen in ihrer wachsenden sozialen Welt verschiedene Rollen für unterschiedliches Publikum einnehmen müssen. Wer und wie bin ich in meinem Freundeskreis? Wer und wie bin ich im Umgang mit meinen Eltern, meinen Lehrer*innen, usw.

Ein großes Thema der Jugendphase ist die Entwicklung von Autonomie. Jugendliche fordern jetzt mehr und mehr Freiräume und Selbstbestimmung in den verschiedensten Bereichen ihres Lebens (zB Medienkonsum, soziale Beziehungen, Mobilität etc.).

Nicht zuletzt ist die Jugendzeit eine Phase, in der die kognitive Entwicklung deutlich ansteigt. Das Denken von Jugendlichen wird zunehmend flexibler und potenter – mit ein Grund, warum sie alles hinterfragen und relativieren.

Die Bedürfnisse der Jugendlichen ergeben sich also aus den Entwicklungsaufgaben und sind die folgenden:

  • Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern
  • Aufbau einer Identität in einer wachsenden sozialen Welt
  • Autonomie und Selbstbestimmung
  • Kritisches Denken und Hinterfragen

Und hier wird das aktuelle Dilemma der Jugendlichen in der nun schon über ein Jahr andauernden Corona-Krise sichtbar:

Wie können sich Jugendliche emotional von ihren Eltern lösen, wenn sie nicht hinaus dürfen aus dem Elternhaus, wenn sie viel mehr Zeit als üblich im Familienbund verbringen (müssen), weil alle außerhäuslichen Aktivitäten wie Schule, Sport, Feiern, gemeinsam Verreisen, auf Konzerte gehen etc. abgesagt sind?

Wie sollen sie Ihre Identität entwickeln, wenn ihre soziale Welt nicht wächst, sondern stark eingeschränkt ist auf ganz wenige Kontakte, die noch dazu nur unter bestimmten Auflagen wie Maske, Corona-Tests, Abstandregeln usw. stattfinden dürfen?

Wie sollen sie zu Autonomie und Selbstbestimmung gelangen, wenn momentan kaum jemand in unserer Gesellschaft selbst frei bestimmen kann, was er/sie tun möchte?

Und wie soll man kritisch hinterfragen und relativieren, wenn einem Angst gemacht und ein schlechtes Gewissen eingeredet wird, weil man eventuell jemanden gefährden könnte, wenn man nicht das tut, was gerade vorgeschrieben wird?

Es liegt an uns Eltern, aber auch an allen anderen Bezugspersonen der Jugendlichen, wie zB Lehrer*innen, Trainer*innen, Großeltern etc., bei aller gebotenen Vorsicht, was Corona betrifft, auch die mentale Gesundheit der Jugend zu berücksichtigen.

Schränken wir unsere Jugendlichen keinesfalls mehr ein, als unbedingt nötig. Geben wir Ihnen Selbstbestimmung und Autonomie, wo und wann immer es möglich ist. Unterstützen wir ihr kritisches Denken und Agieren, setzen wir uns mit ihnen auseinander. Fördern wir ihre Zukunftspläne und Träume, denn wer keine Träume und Ziele hat, der verliert den Mut und die Motivation.

Mein Angebot an Jugendliche: Wenn du unter der aktuellen Situation leidest, wenn deine Stimmung im Keller ist, du nicht mehr weißt, warum und wofür du eigentlich morgens aufstehst, dann kann ein Mentalcoaching zu den Themen Motivation und Ziele dir helfen. Ich unterstütze dich dabei, wieder Freude und Sinn im Leben zu finden.

Mein Angebot an Eltern von Jugendlichen: Holen Sie sich mental Kraft bei der Unterstützung Ihrer Jugendlichen. Je mehr Sie über die Entwicklungsaufgaben Ihrer Kinder wissen, je mehr Sie Ihre eigene Unsicherheit und Ihre Ängste bezüglich Corona kennen und regulieren können, je mehr Sie Ihre eigene gute Stimmung wiederfinden, desto eher sind Sie in der Lage, für Ihr Kind da zu sein und es in dieser belastenden Zeit zu begleiten.

Das Erstgespräch ist immer unverbindlich und kostenlos! Ich freue mich auf eine Nachricht an hallo@ah-mentalcoaching.at.

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